Kreatives Spiel um moralische Integrität

Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium: Mittel- und Oberstufentheater-AG bringt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ auf die Bühne – Lions Club unterstützt organisatorisch

Intensive Probenarbeit: Die Schüler der Mittel- und Oberstufentheater-AG des Gauß-Gymnasiums studieren Bertolt Brechts Stück in einer auf zwei Stunden
gestrafften Version ein. Der Text stellt hohe Anforderungen.

 Von Matthias Mühleisen

 

Der Blick in die Nachrichten zeigt: Schlechte Menschen gibt es genug auf der Welt. Die Herausforderung ist, einen wahrhaft guten Menschen
zu finden, der sich von den Umständen des modernen Daseins nicht korrumpieren lässt. Ob das überhaupt möglich ist, ergründet die Mittel-
und Oberstufentheater-AG des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in seiner Musik- und Theaterfassung von Bertolt Brechts 1943 uraufgeführtem
Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“. Dabei erwarten die Zuschauer am 23. und 24. Februar einige Neuerungen.
Eine der wichtigsten stellen die beiden Leiterinnen der Gruppe, Gauß-Direktorin Anja Kaiser und Lehrerin Yaël Schneider, gleich zum
Anfang des Pressegesprächs vor: Die Schule arbeitet für die Aufführungen mit dem Lions Club Hockenheim zusammen.
Der Serviceclub kümmert sich um Organisatorisches, sodass die Schule sich ganz auf die künstlerische Seite konzentrieren kann. Lions-
Präsident Michael Sauter und der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit Heinz Kuppinger freuen sich auf die Kooperation, die dem Serviceclub
weitere Spenden für Kinder und Jugendliche ermöglicht. Neu ist ferner der Spielort: Das Stück, in dem auch Musik, Gesang
und Tanz zu erleben sind, geht nicht in der Hockenheimer Stadthalle über die Bühne, sondern in der Rolf- Heidemann-Halle in Neulußheim.
Der Lions Club hat auch an diesem Wechsel großen Anteil: Er machte die Vertreter des Gymnasiums neugierig auf die neue Halle und ihre
Möglichkeiten für Kulturbetrieb. Nach einer gemeinsamen Besichtigung waren Anja Kaiser und Yaël Schneider begeistert und die Kooperation
wurde besiegelt.

Viele neue Akteure dabei

Eine weitere Veränderung betrifft die Akteure: Nach vielen Abgängen ist die
Theatergruppe fast komplett neu zusammengesetzt. Nur zwei Mitglieder des Ensembles waren beim bisher letzten Stück dabei – als Musiker. Obwohl
sie im vergangenen Jahr Abitur gemacht haben, sind sie erneut dabei, diesmal als Schauspieler. Und schließlich wirkt Yaël Schneider erstmals
in der Leitung der Mittel- und Oberstufen-Theatergruppe mit, nachdem sie bisher die jüngeren Mimen begleitet hatte. Für Anja Kaiser
ist die Unterstützung wichtig: Sie muss seit Jörg Bühlers Abschied im Sommer in der Schulleitung ohne Konrektor auskommen. Die Ambitionen, mit denen das
Regieteam und die Schauspieler zu Werke gehen, werden in der Liebe zum Detail deutlich: Für die drei Tanzeinlagen in „Der gute Mensch
von Sezuan“ haben sie als Choreographen Michael Bronczkowski gewonnen, der bei Kevin O’Day im Ensemble des Nationaltheaters Mannheim
getanzt hat. Enthusiasmus bringen aber auch die Schüler reichlich mit, berichten Kaiser und Schneider. Sehr zuverlässig besuchen sie fast jeden Samstag
von 9 bis 13 Uhr die Proben, ab und zu auch freitagsnachmittags. Einige Mitglieder sind zugleich in der Chor AG, sodass sie den kompletten Freitagnachmittag
mit Proben verbringen. Die verschworene Theatergemeinschaft ist aber noch größer: Die Hausmeister des Gymnasiums haben in den Winterferien nach Vorgaben
von Raimund Becker das Bühnenbild gebaut, die Gruppe „Pendeloque“, in der ehemalige Gaußianer mitwirken, kümmert sich um technische
Spezialitäten und Musiklehrer Sascha Birkenstock unterstützt mit seinem Equipment ebenfalls die Produktion. „So wünscht man sich Teamgeist
und Zusammenarbeit“, sagt die Gauß-Direktorin und betont, dass ein Großteil der Schulgemeinschaft in das Stück involviert sei. Dazu
passt, dass Bernhard Sommer, der die musikalische Leitung innehat, die Musik zu den Liedtexten teilweise selbst geschrieben hat und dass
die beiden ehemaligen Lehrer Dietrich Brinkmann (83) und Karl-Ludwig Matz (75) die dramaturgische Straffung des Brechtschen Texts
übernommen haben. „Es ist schön, dass wir von ihrer großen Erfahrung noch immer profitieren können“, loben die Regisseurinnen.

 

Probenwoche in Musikakademie


So wurde die Spieldauer von dreieinhalb Stunden im Original auf rund zwei Stunden gebracht. 20 Schauspieler sowie drei oder vier Musiker
werden auf der Bühne stehen. Sie haben gleich zum Schuljahresbeginn mit den Proben begonnen und die Arbeit am Stück an fünf Tagen im
Oktober in der Musikakademie Schloss Weikersheim vertieft, wo die Gauß-Ensembles seit mindestens 30 Jahren ihren Produktionen tieferen
Schliff verleihen. Um Brechts hochanspruchsvollen Text zu durchdringen und schlüssig zu vermitteln, waren immer wieder Interpretationsgespräche
nötig, sagt Yaël Schneider. Das Stück beschäftigt sich mit dem Dilemma, wie der Mensch moralisch gut sein kann in einer Welt, die auf
materiellen Gewinn ausgerichtet ist. Die Götter, die sich auf die Suche nach einem guten Menschen begeben, haben kein echtes Interesse an
einer Veränderung der Verhältnisse und sind mehr Zuschauer als Gestalter. So werden sie bei der Gauß-Aufführung auch inszeniert. Die Lösung
muss das Publikum selbst finden – möglicherweise mit einem „Gut- Schein“, der gegen die Eintrittskarte ausgehändigt wird. . .
Dass das Stück hochaktuell ist, darin sind sich die Vertreter der Schule und des Lions Clubs einig. Mit Brecht hat sich das Gauß schon
mehrfach beschäftigt: 2013 mit der „Dreigroschenoper“ und bereits 1999 mit „Sag nein“, einer Produktion gegen Rassismus und Nationalismus
mit Texten von Brecht und Tucholsky. In der Rolf-Heidemann-Halle finden 500 bis 600 Zuschauer pro Aufführung Platz. Der Lions Club kümmert
sich um Bestuhlung, Bewirtung, Kartenvorverkauf und Einlasskontrolle. Karten zu 18 Euro (ermäßigt 14 Euro) gibt es ab Anfang Februar
bei den bekannten Vorverkaufsstellen in der Verwaltungsgemeinschaft, unter anderem auch in den Bürgerbüros.

 

Zu den Vorverkaufsstellen!

 

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